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RECKLINGHAUSEN Aber er ist ja gar nicht tot! Während auf der Bühne noch verblüfft zur Kenntnis genommen wird, dass der vermeintlich ermordete Gutsbesitzer plötzlich quicklebendig wieder auftaucht, steht das Publikum im kleinen Theater der Ruhrfestspiele schon applaudierend auf den Rängen. Eineinhalb Stunden pralle Komödiantenkunst mit dem Theater der Nationen aus Moskau sind zu Ende...

Leider, möchte man fast seufzen nach diesem Feuerwerk der Unterhaltungskunst mit der Bühnenadaption von Anton Tschechows Novelle „Das schwedische Zündholz“. Regisseur Nikita Grinshpun hat sie mit leichter Hand inszeniert. Und setzt dabei gekonnt auf Vaudeville. In diesem quirligen Jahrmarkt-Theater mit Musik agiert das junge Ensemble mit Witz und Verve. Dass jeder Darsteller gleich in mehrere Rollen schlüpfen muss, bringt noch mehr Schwung in den turbulenten Spaß, der vor derbem Humor nicht zurückschreckt und ein grotesk überzeichnetes Figurenkabinett auf die Bühne bringt: Es ist eine herrlich skurrile Meute, die sich um das Verbrechen schart, das es gar nicht gibt. Es geht um die Ermordung des Gutsbesitzers Mark Iwanowitsch Klausjow. Der verschrobene Ermittler Tschubikow beginnt mit aufwendigen Ermittlungen und bekommt unfreiwillig Unterstützung. Am Ende sind vier mutmaßliche Täter gefasst. Schade nur, dass das Opfer lebt.

Kriminalgeschichte, Eifersuchtsdrama, Zirkusspektakel, all das steckt in der Moskauer Aufführung, in der Musik eine tragende Rolle zukommt. Akkordeon, Tuba und Balaleika, sakral anmutender Gesang und fröhliche Tänze: So lässt der rustikale Theaterspaß mit melodramatischen Momenten auch Sprachbarrieren verschwinden. Diese Aufführung in russischer Sprache ins Festivalprogramm zu nehmen, war kaum ein Risiko, wie sich am Premierenabend feststellen lässt. Ein Stuhl turnt samt Darsteller Pavel Akimkim auf die Bühne. Immer wieder gibt es Szenenapplaus.

Ein gute Komödie auf die Bühne zu bringen, ist anspruchsvolles Theaterhandwerk. Das Ensemble des 2011 wiedereröffneten Theaters der Nationen aus Moskau zeigt bei seiner Deutschlandpremiere, wie ein Lustspiel den Nerv treffen kann.

Dabei lehnt man sich auch bei der Ausstattung an die historischen Vorbilder an. Wie bei einer Wanderbühne kommen die Moskauer ohne großen Aufwand aus. Ein Tisch reicht, um Polizeiverhör und rasante Kutschfahrten zu simulieren. Auf großen Stoffpaneelen sind Szenen dargestellt, die in der Geschichte beschrieben werden.

Ein bodenständiger Komödienstadl mit höchsten Unterhaltungswert.